Voraussichtliche Lesedauer: 9 Minuten

Ein häufiges und frustrierendes Problem, dem viele PC- und Laptop-Nutzer gegenüberstehen, ist das ungewollte Aufwachen aus dem Ruhezustand. Dieses Phänomen kann vielfältige Ursachen haben, von systeminternen Aktualisierungen bis hin zu externen Störeinflüssen.

Oftmals sind bestimmte Hardwarekomponenten wie Maus oder Tastatur dafür verantwortlich, da sie bei kleinsten Bewegungen oder Berührungen ein Signal an den Computer senden können. Ebenso können geplante Aufgaben, wie etwa Updates oder Sicherheitsüberprüfungen, den Ruhezustand unterbrechen.

Die Fehlersuche gestaltet sich mitunter schwierig, erfordert jedoch eine Kombination aus Systemeinstellungen, Treiberupdates und gegebenenfalls Deaktivierung von Hardwaregeräten, um das ungewollte Aufwachen zu unterbinden.

Persönlicher Fall mit FRITZ!Box

Bei mir habe ich seit einiger Zeit das Tool Syncthing eingesetzt, welches Dateien 1 zu 1 zwischen mehreren Geräten synchronisiert. Dies kann man sich wie eine Art OneDrive oder Dropbox vorstellen. Ich habe meinen PC schon lange so konfiguriert, dass ich ihn per Wake On LAN (WOL) starten kann. Seitdem ich das Tool aber eingesetzt hatte, wachte mein Computer regelmäßig wenige Minuten bis spätestens 20 Minuten später auf, was ich gar nicht wollte, da ich beispielsweise schlafen gegangen bin oder das Haus verlassen habe.

Hierbei musste ich sehr lange auf die Suche gehen, was denn der Grund für das Aufwachen ist. Ich hatte Syncthing vermutet, da es genau seit der Einrichtung aufgetreten ist. Vorübergehend blieb mir nichts anderes übrig, als im Netzwerkadapter das Aufwecken des Computers zu deaktivieren, was ich sehr schade fand, da ich meinen PC gerne per Alexa angeschaltet habe.

Die Nadel im Heuhaufen finden

Wenn es darum geht, dass WOL von einem anderem Gerät getriggered wird, wie vermutlich hier von meinem Server, dann braucht man noch einen Laptop oder sonstigen PC, der den Netzwerkverkehr aufzeichnen kann, während der eigentlich betroffene PC im Ruhezustand ist. Die Lösung erfordert den Einsatz von WireShark, einem Netzwerkanalyse-Tool, um den genauen Netzwerkverkehr zu überprüfen. Dieses muss man nun auf dem Zweitgerät installieren. Das Tool ist schon ewig auf dem Softwaremarkt und kostenlos. Man kann das Programm auch als Docker Container auf seinem Server installieren.

Einmal installiert lässt sich mit dem Programm ganz einfach der Netzwerkverkehr aufzeichnen. Dazu wählt man im Programm den Netzwerkadapter aus über den das Internet aktuell verbunden ist. Dieser ist meist schon vorausgewählt und man muss es nicht ändern. Bei einer LAN-Verbindung wäre es oft Ethernet und bei WLAN eben WLAN oder WiFi. Zum Aufzeichnen drückt man auf den Knopf ganz oben links, der aussieht wie eine Haifischflosse. Dieser wird danach grau und dafür wird der Stopp Knopf rot und aktiv.

Nun sollte bereits der erste Netzwerkverkehr zu sehen sein. Da wir aber nun wissen wollen, woher die Wake On LAN Nachricht kommt, geben wir in die obere Leiste „wol“ (die Abkürzung von Wake On LAN) ein und drücken die Enter-Taste. Nun wird nur nach Einträgen mit dem Protocol „WOL“ gefiltert. Dies kann man auch dem nachfolgenden Bild entnehmen.

Wireshark Benutzeroberfläche mit WoL-Einträgen
Wireshark Benutzeroberfläche mit WoL-Einträgen

Der erste Eintrag war einn manuelles Starten von einem WOL-Event von meinem Server und hatte damit seine Berechtigung. Die anderen Einträge hingegen sollten gar nicht existieren. Der Übeltäter mit der Quelle „AVMAudio_db“ führt auf meinen Router, die FRITZ!Box, zurück. Dazu eben auch passend der Name AVM, der Hersteller der FRITZ!Box. Dieser sendet eine Broadcast Message an alle Geräte und hat bei meinem Computer dann immer den Empfänger gefunden.

Wie kommt es dazu?

Auch wenn der PC ausgeschaltet ist versucht mein Server respektive Syncthing diesen auf einem Port anzusprechen. Durch bestimmte Einstellungen in der FRITZ!Box kommen diese dann auch durch, obwohl der PC im Ruhezustand ist. Ich bilde hierbei meinen speziellen Fall. Es gibt sehr viele Möglichkeiten, warum ein Computer aus dem Ruhezustand aufwachen kann. Man kann in diesem Fall aber differenzieren, da man durch Wireshark klar sieht, dass ein anderes Gerät das Verhalten verursacht und es beispielsweise nicht durch ein Windows-Update ausgelöst wird, da der Netzwerkverkehr dann so gar nicht auftauchen würde.

Wie konfiguriere ich die FRITZ!Box richtig für funktionierendes Wake On LAN?

Es gibt zwei Punkte, die erforderlich sind, um ein funktionierendes WOL sicherzustellen. Damit wird kein Computer mehr durch die FRITZ!Box aus dem Ruhezustand aufgeweckt werden.

1. Wake On LAN am jeweiligen Netzwerkgerät deaktivieren

Unter Heimnetz -> Netzwerk in der FRITZ!Box kann man das betroffene Gerät auswählen und muss sicherstellen, dass die Option „Diesen Computer automatisch starten, sobald aus dem Internet darauf zugegriffen wird.“ nicht aktiviert ist. Ansonsten geschieht das vorhin beschriebene Szenario, dass beispielsweise Syncthing den Computer anspricht und der Router meint, er müsse dem Router Bescheid geben, dass es Zeit ist aufzuwachen. Ähnlich wie der Fall, wenn man zu Schulzeiten mal ausnahmsweise die erste Stunde frei hatte und die Eltern einen trotzdem um 8 Uhr geweckt haben, da sie dachten, man hätte verschlafen. Die Einstellung kann man noch einmal auf dem nachfolgenden Bild erkennen.

FRITZ!Box Benutzeroberfläche mit Einstellungen zu Wake On LAN
FRITZ!Box Benutzeroberfläche unter Heimnetz -> Netzwerk -> <Gerätename>

2. Portfreigaben handhaben

Der nächste wichtige Punkt liegt bei Internet -> Freigaben. Dort muss man sich die Freigaben für den PC mit seiner IP-Adresse genauer anschauen. Schaut man sich diese an und die Einstellung „für „Selbstständige Portfreigaben für dieses Gerät erlauben.“ ist aktiviert, so muss dies geändert werden. Diese war bei mir aktiv und sorgte quasi für dasselbe Verhalten, das ich schon in Punkt 1 beschrieben habe. Aktiviert hatte ich diesen Punkt noch aus alten Tagen als man für Spiele online oftmals Portfreigaben brauchte und ich keine Lust hatte für jedes Spiel immer die Ports zu hinterlegen. Da muss man aber in den sauren Apfel beißen und es doch tun, da der PC sonst wieder aufwacht. Dementsprechend wie im Bild gezeigt den Haken herausnehmen und die Einstellung deaktivieren.

FRITZ!Box Benutzeroberfläche mit Einstellungen zu Portfreigaben
FRITZ!Box Benutzeroberfläche unter Internet -> Freigaben -> <Gerätename>

So wird die FRITZ!Box keine Broadcast Messages zum Aufwecken von Geräten mehr verschicken. Damit könnt ihr wieder entspannt Wake On LAN für euer Gerät einschalten, ohne dass es sich selbstständig macht. Aber immer daran denken, dass man beim Netzwerkadapter in den Energieoptionen den Haken bei „Nur Magic Packet kann Computer aus dem Ruhezustand aktivieren“ setzen sollte.

Weitere Ursachen

Die banalste Ursache kann Bewegung von Maus oder Tastatur sein, wenn dies so im Geräte-Manager konfiguriert wurde. Dies kann man ähnlich konfigurieren wie für den Netzwerkadapter.

Grundsätzlich bekommt man durch den Befehl powercfg -lastwake in der Kommandozeile Auskunft darüber, wer oder was den PC zuletzt aufgeweckt hat. Es ist auch durchaus möglich, dass Windows falsch konfiguriert ist und es deshalb nicht den Vorstellungen entsprechend klappt. Dazu kann man den Befehl powercfg -energy nutzen und schauen, was Windows eventuell bemängelt und es beheben. Um es aber vorab zu sagen, nicht alles ist nötig. Auch bei mir gibt es Einträge, die für Windows nicht passen, aber dennoch keinen Einfluss haben.

Um sicherzustellen, dass nur die Geräte von denen man ausgeht, den PC erwecken können, kann man den Befehl powercfg -devicequery wake_armed in der Kommandozeile ausführen und bekommt einer Liste aller Geräte, die dazu in der Lage sind. Das sind standardmäßig Maus, Tastatur und je nach Konfiguration Netzwerkadapter.

Eine weitere Option sind Windows Updates. Diese gehören zum Themenbereich Aufgabenplanung. Aktive Zeitgeber kann man sich mit Hilfe der Konsole und dem Befehl powercfg /waketimers ausgeben lassen. Wenn hier Einträge auftauchen, sind diese Programme in der Lage dazu den Computer aus dem Ruhezustand zu wecken.

Sollte der PC dennoch auch ohne Zeitgeber aufwachen, so sollte man in den Energieoptionen unter dem Punkt Energie sparen -> Zeitgeber zur Aktivierung zulassen die Einstellung „Deaktvieren“ festlegen.

Nachforschungen kann man ansonsten in der Ereignisanzeige anstellen. Wie man dies genau macht, kann man bei Deskmodder nachlesen. Damit sind die häufigsten Fälle abgedeckt und man sollte anhand dessen in der Lage sein das Problem zu identifizieren, außer man hat einen speziellen Fall wie ich mit der FRITZ!Box.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass ungewolltes Aufwachen aus dem Ruhezustand eine lästige Angelegenheit sein kann, die verschiedene Ursachen haben kann. Häufig sind bestimmte Hardwarekomponenten wie Maus oder Tastatur verantwortlich, die bei kleinen Bewegungen oder Berührungen Signale an den Computer senden. Geplante Aufgaben wie Updates oder Sicherheitsüberprüfungen können ebenfalls den Ruhezustand unterbrechen. Die Fehlersuche kann herausfordernd sein und erfordert oft eine Kombination aus Anpassung von Systemeinstellungen, Treiberaktualisierungen und möglicherweise sogar Deaktivierung von bestimmten Hardwaregeräten. Ein persönlicher Fall verdeutlicht, wie solche Probleme auftreten können und wie eine intensive Suche nach der Ursache notwendig sein kann.

Die Identifizierung und Behebung solcher Probleme erfordert ein gründliches Verständnis der Netzwerk- und Systemkonfiguration. Ein wichtiges Instrument zur Diagnose ist das Tool Wireshark, mit dem der Netzwerkverkehr aufgezeichnet und analysiert werden kann.

Im genannten Fall wurde das Tool Syncthing als möglicher Auslöser vermutet. Wireshark brachte den Übeltäter zur Strecke: in diesem Fall eine Broadcast-Nachricht von der FRITZ!Box, die den Computer zum Aufwachen brachte. Es wurden spezifische Lösungsschritte gezeigt, um die FRITZ!Box richtig zu konfigurieren und ein ungewolltes Aufwachen zu verhindern. Weitere potenzielle Ursachen wurden ebenfalls beleuchtet, darunter Bewegungen von Maus oder Tastatur, Windows Updates und aktive Zeitgeber.

Insgesamt erfordert die Lösung solcher Probleme eine gründliche Analyse, Anpassungen in den Systemeinstellungen und möglicherweise die Beseitigung von Störfaktoren, um sicherzustellen, dass der Ruhezustand des PCs oder Laptops ungestört bleibt.


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